Zum Fachgespräch zählten die Plenarvorträge, zu denen Wissenschaftler und Wissenschaflterinnen aus der Ukraine und Deutschland eingeladen wurden, um über aktuelle fachwissenschaftliche Tendenzen in den Teildisziplinen der Germanistik, (Angewandten) Linguistik, Kulturwissenschaft, Translationswissenschaft und Didaktik zu referieren.
In ihrem Plenarvortrag „Wenn die Stimme versagt. Eine Perspektive auf wissenschaftliches Arbeiten in Zeiten von Flucht“ zeigte Katharina Brizić anhand von Interviewdaten mit Geflüchteten aus der Türkei, wie mit der Flucht verbundene Thematiken besprochen werden. Dabei stellte sie die Nutzung der verschiedenen genutzten Sprachen mitsamt besonderen sprachlichen Mitteln sowie die Positionierung hinsichtlich der Herkunftssprache/n sowie Majoritätssprache/n ins Zentrum der Betrachtung. Der Vortrag regte zum Nachdenken über unterschiedliche Sprachverhältnisse (wie Ukrainisch und Russisch) an.
Als Vertreterin der Angewandten Linguistik gelang Ines Busch-Lauer in ihrem Plenarvortrag mit dem Titel „Medien in Linguistik und Sprachlehre – ein Blick zurück und in die Zukunft“ deutlich herauszuarbeiten, wie sich die medialen Veränderungen auf das Lernverhalten von Sprachlernenden in den letzten 60 Jahren auswirkten. Von der Arbeit im Sprachlabor bis hin zum Einsatz KI-gestützter Textverarbeitungsprogrammen konnte sie nachweisen, dass Maschinen das personalisierte Lernen vereinfachen und Lernangebote dadurch immer stärker ort- und zeitunabhängig genutzt werden können, dass es aber gleichzeitig Einschränkungen gibt, die bislang nur durch intelligente NutzerInnen der Medien aufgelöst werden können. Soziale Prozesse des Unterrichtens blieben weiterhin eine Besonderheit von Lehr-Lernprozessen in Gruppen.
Alla Paslawska stellte in ihrem Vortrag literarische Übersetzungsprojekte am Lehrstuhl für Interkulturelle Kommunikation und Translationswissenschaft der Iwan-Franko-Universität Lwiw vor. Es wurden Übersetzungsprojekte präsentiert, die in den letzten 15 Jahren durchgeführt wurden und es zum Ziel hatten, die ganze Komplexität aber auch Attraktivität des Berufs der Übersetzer nahe zu legen, Studierende mit der Spezifik des Faches vertraut zu machen, sie für das Lesen der Literatur, Erlernen der eigenen und fremden Geschichten und Kulturen zu gewinnen.
Der Plenarvortrag von Claus Altmayer am 3. Tag gab detaillierte Einblicke in „Erfahrungen aus den Kooperationsprojekten zwischen Leipzig und Kijyw“, die in ihrer Langjährigkeit nicht zuletzt in dem Fakt begründet liegen, dass es bereits seit 1961 eine Städtepartnerschaft der beiden Großstädte gibt. Die deutsch-ukrainischen Hochschulkooperationen dienten dabei u.a. dem Ziel, den Stimmen ukrainischer Wissenschaftler:innen im deutschsprachigen Diskurs verstärkt eine Stimme zu geben und sie sichtbar zu machen.