Hintergrund, Zielsetzung und Förderung
Die ukrainische Germanistik und angrenzende Fachbereiche, wie Übersetzungswissenschaften oder Kulturstudien, nehmen in der aktuellen Situation eine Sonderrolle unter den ukrainischen Wissenschaften ein, da sie tragend für die deutsch-ukrainischen Beziehungen – innerhalb und außerhalb der Wissenschaftslandschaft – sind. Dies liegt darin begründet, dass hier bereits längerfristige bilaterale Institutspartnerschaften wie beispielsweise zwischen dem Herder-Institut der Universität Leipzig und der dem Lehrstuhl für germanistische Philologie und Translation der Taras-Schewtschenko-Universität in Kiew bestehen und sie sprachliches und kulturelles Wissen systematisieren, bewahren und zur Verfügung stellen. Damit fällt ukrainischen Germanist:innen derzeit auch eine besondere Verantwortung zu, die einerseits als Chance verstanden werden kann, jedoch auch als Herausforderung und Barriere wirkt, bspw. wenn ursprüngliche Forschungsvorhaben in den Hintergrund rücken.
Das Symposium widmete sich dieser besonderen Lage, indem die Entwicklung der Fachbereiche seit März 2022 beschrieben und aktuelle und zukünftige Herausforderungen herausgearbeitet und sichtbar gemacht wurden. Durch die Diskussion zur aktuellen Situation sowie der Präsentation konkreter Forschungsprojekte wurde das Ziel verfolgt, Synergieeffekte sowie Förderbedarfe herauszuarbeiten, die als Basis für zukünftige bilaterale Projekte dienen können. Am Symposium waren vor allem ukrainische und deutsche Wissenschaftler:innen, aber auch Teilnehmende aus Polen und Österreich beteiligt, wobei der Schwerpunkt auf der Förderung von Nachwuchswissenschaftler:innen (Doktorand:innen und Postdocs) lag
Das Symposium wurde von der VW-Stiftung im Rahmen der Themenwoche “Krieg in der Ukraine – Perspektiven der Wissenschaft” mit 68.000€ gefördert.
Tagung
Das dreitägige Symposium fand vom 28.02.2023 bis 02.03.2023 im Tagungszentrum Schloss Herrenhausen in Hannover statt. Am ersten Tag standen die aktuelle Situation an den verschiedenen ukrainischen Hochschulstandorten der Germanistik und die Beschreibung der aktuellen Herausforderungen sowie bisher gefundene Lösungsansätze im Mittelpunkt. In Arbeitsgruppen wurden Forschungs- und Förderbedarfe herausgearbeitet, die anschließend zusammengefasst, vorgestellt und im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit Vertreter:innen der unterschiedlichen Standorte diskutiert werden. Am zweiten Tag wurden innerhalb von sieben unterschiedlichen Themenschwerunkten laufende Forschungsprojekte präsentiert. Es fanden Plenarvorträge und Kurzbeiträge, zu Themen wie “Deutschlernen während des Krieges” oder “Der Krieg in Sprache und Medien” statt. Die inhaltliche Zusammenführung der Beiträge sowie Vernetzung der beteiligten Wissenschaftler:innen stand im Zentrum des letzten Tages des Symposiums.